Im Sommer 2021 bin ich mit meiner Familie aus einem kleinen Dorf nördlich von Stuttgart ins beschauliche Ehlen gezogen, um Arne bei den Rudelberatern zu unterstützen.
Geboren und aufgewachsen im Vogtland, verbrachte ich die ersten 13 Jahre meines Berufslebens im Staatsdienst in Süddeutschland. Dort lernte ich, junge Menschen auszubilden und zu führen. Über meinen ersten Hund stolperte ich eher zufällig im Jahre 2002. Jack war ein Schäferhund/Wolfsspitz-Mix, der über eine Notabgabe im Bekanntenkreis zu mir kam. Zu dem Zeitpunkt wusste ich über Hunde nicht viel mehr, als dass ich der Chef sein muss und der Hund alles möglichst sofort tun muss, was ich verlange. Wie das zu erreichen war oder gar, dass dies natürlich hanebüchener Blödsinn ist, war mir nicht klar. Also besuchte ich einen Trainer, der mir mehrfach empfohlen wurde. Was er mir zeigte und was ich auf Anraten dieses „Profis“ alles mit Jack machte, ärgert mich heute noch maßlos. Ich schäme mich dafür, dass ich damals nicht die Empathie besaß, zu durchschauen, was ich da tat oder warum es, zumindest auf den ersten Blick, funktionierte. Im Laufe meiner Ausbildung und vieler Weiterbildungen wurde der Ärger auf mich und den Trainer nicht weniger.
Erst viel später rückte der Beruf „Hundetrainer“ in mein Blickfeld. Ich habe also nicht den Werdegang eines „typischen“ Hundetrainers absolviert. Mehr oder weniger zufällig erkannte ich während einer notwendigen beruflichen Neuorientierung 2011, dass mein Interesse zu lehren sich prima mit beiden Spezies vereinbaren lässt – mit Mensch und Hund. Beim BHV machte ich also meine Ausbildung zum Hundeerzieher und Verhaltensberater. Beiden Seiten zu helfen, der tierischen und der menschlichen, wurde mir im Laufe meiner Ausbildung und auch bei den Weiterbildungen danach immer wichtiger.
Als 2011 meine Ausbildung begann, fand Laila, ein viel zu klein geratenes Schäferhundmädchen den Weg zu mir. Ihre ersten Monate musste sie als Kuschelwelpe für die Kinder einer Familie verbringen. Als sie mangels Erziehung, Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten zu anstrengend, grob und unbequem wurde, landete sie im Tierheim. Dort hat sie mich zufällig entdeckt und adoptiert. Sie hat mir in den 8 Jahren, die wir zusammen verbringen durften, unglaublich viel über Stress und Ruhe, Ängste und Aggressionen und über Zuneigung zu Hunden beigebracht. Und dennoch scheiterte ich noch oft genug mit meinem Wissen. Viel zu früh musste ich sie gehen lassen. Zurück bleibt als wichtigste Erkenntnis, dass man immer noch mehr wissen kann und niemals fertig ist, zu lernen.
2013 stieß mein jetziger Hund Scully zu unserer Familie. Ein quirliges kleines Fellknäuel aus dem Hause Lagotto Romagnolo. Von ihr lernte ich, dass Hunde nicht immer andere Hunde beschnuppern wollen und schon gar nicht miteinander spielen müssen. Scully geht gerne auf Abstand zu Artgenossen und hat meist wenig Interesse daran, mit ihnen zu kommunizieren. Sie ist sehr menschenbezogen und fühlt sich in Anwesenheit ihrer Familie am wohlsten.
Ein wichtiges Fazit, das ich aus dem Zusammenleben mit zwei Hunden gleichzeitig mitgenommen habe, ist: nicht jeder Hund kann und möchte mit einem anderen Hund zusammenleben. Heute weiß ich, mein Schäfermädchen wäre lieber Einzelhund geblieben und der Lagotto kuschelt am liebsten mit Menschen, anstatt mit Artgenossen. Von ihnen lernte ich aber auch, wie unterschiedlich Hunde lernen und dass ich jedem Hund seine individuellen Anreize zum Lernen geben musste.
Der Fokus meiner Arbeit heute liegt darin, den Menschen zu helfen, ihren Hunden zu helfen. Mit der nötigen Empathie und dem nötigen Feingefühl möchte ich den Haltern die Skills an die Hand geben, ihre Hunde lesen zu lernen, damit sie ihr Verhalten und ihre Bedürfnisse verstehen und erkennen. Zufriedene Halter mit zufriedenen Hunden vom Platz gehen zu sehen, ist mein oberstes Ziel.